Der Netzplan ist ein Instrument zur Planung und Steuerung von Projekten. Der Netzplan zeigt auf grafische Weise die logische und zeitliche Abfolge von Teilvorgängen (Definition nach DIN 69 900).[1]
Erläuterung
Das Augangsdokument für ein Netzplan ist der Projektstrukturplan (PSP), welcher ein Projekt in planbare und kontrollierbare Teilaufgaben untergliedert und somit lediglich die Struktur eines Projektes darstellt. Ziel eines Netzplans ist es nun, diese Teilaufgaben in einem Ablauf zu erfassen, um sowohl kleine als auch komplexe Projekte optimal zu koordinieren und eine Übersicht über die wichtigsten Vorgänge und Termine zu bekommen.[2]
Der Anwendungsbereich eines Netzplans ist somit sehr vielfältig und dient zur Planung von
- Struktur,
- Zeit,
- Kapazität,
- Kosten,
- Liquidität,
sowie zur Kontrolle der Durchführung.[3]
Vorgehensweise
Zur Erstellung eines Netzplans werden zunächst die folgenden Ablaufschritte benötigt:
- Herausfiltern relevanter Arbeitsvorgänge (PSP)
- Bestimmung der sachlichen Ablauffolge (Vorgänger, Nachfolger)
- Schätzung der zeitlichen Dauer für jeden Vorgang
- Anordnungsbeziehungen festlegen
- Netzplan zeichnen
- Berechnung des Netzplans:
- Vorwärtsrechnung: FAZ/ FEZ
- Rückwärtsrechnung: SAZ/SEZ
- Bestimmung der Pufferzeiten
- Bestimmung des kritischen Weges
Zunächst einmal wird jeder Vorgang in einen Netzplanknoten[4] eingetragen. Neben dem Namen des jeweiligen Vorgangs und der entsprechenden Vorgangsnummer sind hier noch wichtig:

Abb. 1: Beispiel Netzplanknoten
FAZ/FEZ:
frühester Anfangs-/Endzeitpunkt
SAZ/SEZ:
spätester Anfangs-/Endzeitpunkt
Nr.:
Vorgangsnummer
Name:
Vorgangsname
D:
Dauer
GP/FP:
Gesamtpuffer/Freier Puffer
Anordnungsbeziehungen[5] legen fest, wie die einzelnen Vorgänge miteinander verknüpft sind. Dabei werden folgende Arten unterschieden:
- Normalfolge: Anordnungsbeziehung vom Ende eines Vorgangs zum Anfang seines Nachfolgers.
- Anfangsfolge: Anordnungsbeziehung vom Anfang eines Vorgangs zum Anfang seines Nachfolgers.
- Endfolge: Anordnungsbeziehung vom Ende eines Vorgangs zum Ende seines Nachfolgers.
- Sprungfolge: Anordnungsbeziehung vom Anfang eines Vorgangs zum Ende seines Nachfolgers.

Abb. 2: Verdeutlichung der Anordnungsbeziehungen
Bei der Berechnung der frühesten und spätesten Anfangs-/Endzeitpunkten eines Netzplans wird zwischen der Vorwärts- und Rückwärtsrechnung[6] unterschieden.
Vorwärtsrechnung
Berechnung des Netzplanes entsprechend der Pfeilrichtung. Ermittlung der frühesten Endzeitpunkte durch Addition der frühesten Anfangszeitpunkte (FAZ) mit der Gesamtdauer des entsprechenden Arbeitsvorgangs. Besitzt ein Vorgang mehrere Vorgänger, muss für den FAZ und FEZ jeweils der späteste aller berechneten Termine eingesetzt werden.
Normalfolge: FEZ = FAZ + Dauer
Anfangsfolge: FEZ = FAZ + Dauer
Endfolge: FAZ = FEZ – Dauer
Sprungfolge: FAZ = FEZ – Dauer
Rückwärtsrechnung
Berechnung des Netzplanes entgegen der Pfeilrichtung. Ermittlung der spätesten Anfangszeitpunkte (SAZ) und spätesten Endzeitpunkte (SEZ) der nächsten Tätigkeit, deren sämtliche Nachfolger bereits berechnet wurden. Besitzt ein Vorgang mehrere Nachfolger, muss für SAZ und SEZ jeweils der früheste aller berechneter Termine eingesetzt werden.
Normalfolge: SAZ = SEZ – Dauer
Anfangsfolge: SEZ = SAZ + Dauer
Endfolge: SAZ = SEZ – Dauer
Sprungfolge: SEZ = SAZ + Dauer
Gesamtpuffer und freier Puffer
Der Gesamtpuffer[7] ist der Zeitraum, um den man eine Aktivität maximal verschieben kann, ohne die spätesten Termine seiner Nachfolger zu beeinflussen. Er gibt außerdem an, um wieviele Zeiteinheiten sich ein Vorgang verschieben lässt, ohne das Ende eines Projektes zu gefährden.
GP = SAZ – FAZ = SEZ – FEZ
Der freie Puffer[8] ist der Zeitraum, um den man eine Aktivität maximal verschieben kann, ohne die frühesten Termine seiner Nachfolger zu beeinflussen.
FP = FAZ (Nachfolger) – FEZ
Kritischer Weg
Als kritischen Weg bezeichnet man einen Vorgang, der keine freien Pufferzeiten aufweist. Bei einem Vorgang, der auf dem kritischen Weg liegt, ist der früheste Anfangszeitpunkt (FAZ) gleich dem spätesten Anfangszeitpunkt (SAZ) und der früheste Endzeitpunkt (FEZ) ist gleich dem spätesten Endzeitpunkt (SEZ). Eine Verlängerung der Vorgangsdauer hat somit unmittelbare Folgen auf die Gesamtprojektdauer.
Beispiel
Hier folgt ein Beispiel für ein Netzplan. Es handelt sich hierbei um eine Einstiegsvariante in Six Sigma.
Lfd. Nr. | Vorgang | Vorgänger | Dauer (in Wochen) |
1 | Entscheidung für Six Sigma | - | 3 |
2 | Championship Training | 1 | 5 |
3 | Strategische Analyse, Auswahl der Prozesse | 2 | 15 |
4 | Projekt Sponsoren, Champion benennen | 2 | 10 |
5 | Teilnahme am KickOff | 3, 4 | 1 |
6 | Ziele, Net Benefit verabschieden | 5 | 7 |
7 | Ressourcen bereitstellen | 6 | 6 |
8 | Veränderung kommunizieren | 6 | 4 |
9 | Hindernisse beseitigen | 7 | 8 |
10 | Projekt aktiv unterstützen | 8 | 7 |
11 | Roll out Plan verabschieden, Net Benefit überprüfen | 9, 10 | 5 |
12 | Erfolge honorieren, Nachhalten der Verbesserung | 11 | 8 |
Der Netzplan für dieses Beispiel sieht wie folgt aus:
Vorteile und Nachteile
Vorteile
- Vorab ist ein exaktes Durchdenken der gesamten Arbeitsschritte notwendig.
- Die Abhängigkeiten der jeweiligen Teilaufgaben werden übersichtlich dargestellt.
- Deutliche Aufzeigung von Engpässen („kritischer Weg“) und Zeitpuffern.
Nachteile
- Ein zu hoher Detailierungsgrad eines Netzplans führt zu hohem Kontrollaufwand.
- Für Kleinprojekte ist der Aufwand eines Netzplans recht hoch.
Softwareempfehlungen
kostenpflichtig
Microsoft Project
Microsoft Project's Hauptfunktionen sind: Terminmanagement, Ressourcenmanagement, Projektüberwachung. Der Vorteil dieser Software ist, dass es ein sehr professionelles und leistungsstarkes Programm mit Teamfunktion ist.[9]
RPlan
Hauptfunktionen: Terminmanager inkl. Offline Client, Risiken- und Maßnahmenmanagement, Reifegradmanagement, virtueller Projektraum, myRPLAN und personalisierte Sichten, Reporting, Präsentationsgrafik, API und CCP Cross Company Planning.
Die Software beinhaltet zudem Zusatzfunktionen wie z.B. Ressourcenmanagement, Zeiterfassung und Schnittstellen zu ERP-, PLM- und Prozess-Tools. Sie eignet sich hervorragend für komplexere Projekte, die beispielsweise über eine Vielzahl von Mitarbeitern und mehrere Standorte ausgelegt sind.[10]
Primavera
Hauptfunktionen: Vollständiges Planungs- und Steuerungswerkzeug, Management von Terminen, Kapazitäten und Kosten, Multi-Site Projektmanagement, Errechnung projektübergreifender kritischer Wege und Multiprojektumgebung mit vielen SAP Systemen.
Der Vorteil ist, dass ein einfacher Aufbau von Projektstrukturplänen mit Templates und Multiprojektumgebung mit vielen SAP Systemen gegeben ist. Zudem bietet der Hersteller umfangreiche Onlinehilfen an.[11]
kostenlos
Gantt-Project
Hauptfunktionen: Gantt-Diagramm, Ressourcenmanagement, Erstellung von Berichten.
Enthalten sind auch Gruppenfunktionen per WebDAV und ein Datenaustausch mit Tabellenkalkulationsprogrammen. Der Import/Export von MS Project, HTML und PDF ist möglich.[12]
OpenProj
Hauptfunktionen: Erstellung und Verwaltung von Gantt-, PERT, WBS- und RBS-Diagramme.
Vorteil ist, dass das Öffnen von Microsoft Project - und Primavera-Dateien möglich ist. Zudem gibt es eine kompatible Version für Mac OS und Linux Systeme.[13]
Grips-Todo-Projektverwaltung
Hauptfunktionen: Erstellung von und Verwaltung Projektstrukturplan, Angebotskalkulation und Rechnungen. Zudem gibt es eine Budgetverwaltung und unteranderem die Einführung einer doppelten Buchführung.
Die Vollversion dieser Software bietet den zusätzlichen Vorteil, dass man dieses im Netzwerk betreibe kann.
Quellennachweise
1. Netzplan. http://lehrerfortbildung-bw.de/kompetenzen/projektkompetenz/planung/meilensteine/netzplan.htm. Stand: 19.04.12
2. Drews, Günter / Hillebrandt, Norbert: Lexikon der Managementmethoden. München 2007, S. 174-175
3. Netzplantechnik. http://www.wirtschaftslexikon24.net/d/netzplantechnik/netzplantechnik.htm. Stand: 19.04.12
4. Netzplantechnik. http://de.wikipedia.org/wiki/Netzplantechnik. Stand: 25.04.12
5. Einführung in die Netzplantechnik. http://www.fh-coburg.de/fileadmin/SG_Bau/Baubetrieb/Skript_Netzplantechnik.pdf. Stand: 25.04.12
6. Netzplantechnik. http://schule.salzburg.at/methoden/netzplantechnik.html. Stand: 25.04.12
7. Netzplantechnik. http://projektmanagement-definitionen.de/glossar/netzplantechnik. Stand: 25.04.12
8. Netzplantechnik. http://projektmanagement-definitionen.de/glossar/netzplantechnik. Stand: 25.04.12
9. Microsoft Project. http://de.wikipedia.org/wiki/Microsoft_Project. Stand: 30.05.12
10. RPLAN. http://de.wikipedia.org/wiki/RPLAN. Stand: 30.05.12
11. Primavera P 6. http://www.projektmagazin.de/projektmanagement-software/primavera-p-6#reporting. Stand: 30.05.12
12. GanttProject. http://de.wikipedia.org/wiki/GanttProject. Stand: 30.05.12
13. OpenProj. http://www.chip.de/downloads/OpenProj_34651827.html. Stand: 30.05.12